Text und Fotos: Heinz Birkenheuer
IV. Wasserabführung

Grundsätzliches

Es gab drei unterschiedliche Arten von Wasserabführungen in römischen Lagern.
Zum Ersten die Ableitung des Oberflächenwasser von den Dächern, dann die Weiterleitung des Brauchwassers aus Badeanlagen und Toiletten und drittes die Zusammenfassung des Fließwassers von den Straßen und Lagergassen. Grundsätzlich wurden alle Abflusswässer des Legionslagers Novaesium in einem Sammelkanal unter der VIA SECULARIS geleitet. Dieser 1,6 m breite und bis zu 2,7 m tiefe Ringkanal hatte zwei Abflüsse in den Rheinstrom, einen Abfluß an der rückseitigen PORTA DECUMANA mit Einleitung in den Lagergraben und einen Abfluß an der PORTA PRINCIPALS SINISTRA.
Im Lager Novaesium gab es keinerlei Anzeichen von Zisternen in denen das Oberflächenwasser der Dächer separat gesammelt wurde. Über die Leerung der zahlreichen Fäkaliengruben in Kasernen und Pferdeställen gibt es keine Hinweise

Das Oberflächenwasser der Dächer

An den Dächern der Militärgebäude gab es keine Dachrinnen zum Ableiten des Regenwassers. Nur in Sonderfällen, insbesondere bei den aufwendigen Thermendächern und an schlagwetterseitigen Giebeln wurden gemauerte oder aus Tonziegeln hergestellte Rinnen angebracht.

Eine aus Imbrex zusammengesetzte Dachrinne

Ein offener Abfluss von zwei Dachrinnen

Eine zusammengesteckte Abflussleitung mit Auffangtrichter

Details der Abführung des Oberflächenwassers nach römischem Vorbild in Palermo
Fotos: Heinz Birkenheuer

Um das Spritzwasser von den Mauerwerken fernzuhalten waren die Dächer bis zu 2 röm. Fuß – entspr. 0,6 Meter vorgezogen. Das abfließende Wasser wurde entweder auf die darunter liegenden Dachflächen geleitet oder fiel in eine eingelassene Rinne im Boden vor dem Mauerwerk. Von hier aus wurde das aufgefangene Wasser zum nächstliegenden größeren Sammelkanal geleitet.
Vielfach ragten die Dächer nicht über die Giebelseiten hinaus. Wenn es trotzdem erforderlich wurde, konnte ein Giebel mit überragenden Dachpfannen geschützt werden. Dazu mussten die Dachlatten verlängert werden.
Anordnung überragender Dachlatten

Die überragenden Dachlatten wurden bis über zwei Dachsparren nach innen verlängert. Das Gewicht der Dachpfannen auf dem Innenbereich der Dachlatten verhinderte das Abkippen der überragenden Pfannen.

( Grafik entnommen aus "Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer; Seite 83 )

Das Brauchwasser bzw. Schmutzwasser

Schmutzwasser wurde überwiegend benutzt um Küchenunrat und Fäkalien in das weit verzweigte Abwassersystem zu leiten. Um die mitgeführten Feststoffe zu trennen, waren in verschiedenen Etappen Absatzbereiche bzw. größere Absetzbecken installiert. Über eingebaute Staustufen floss das zum Teil bereinigte Brauchwasser weiter in den großen Ringkanal. Die Beruhigungszonen mussten von Zeit zu Zeit, ähnlich wie die Fäkaliengruben von Hand geleert werden.

Das Regenwasser von den Straßen bzw. Lagergassen

Eine gut funktionierende Entwässerung der Straßen und Gassen waren sehr wichtig für die Sicherheit des Lagers. Die Lagerstraßen bzw. Gassen hatten keinen festen Belag sonder eine 30 bis 40 cm hohe Kies/Sandaufschüttung um das Regenwasser als Filtrat in die seitlich verlaufenden Abwasser- Gräben zu leiten. Diese Abwassergräben bzw. kleine Kanäle hatten Auskleidungen aus Stein, Ziegelfragmenten oder Holz um Auswaschungen zu verhindern. Im Geh- und Fahrbereich waren die Kanäle abgedeckt. Die gefundenen Überschneidungen der verschiedensten Kanäle und die doppelstöckigen Ausführungen deuten auf ein hoch qualifiziertes Abwassersystem innerhalb des Legionslagers hin.