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Das spätrömische Reiterkastell in der Garnison Novaesium


Grundriss

Rekonstruktion des Neusser Reiterkastell

Grundriss



1. Die politische Situation
Die Stationierung von sechs röm. Legionen am ober- und untergermanischen Limes, zu Anfang des 1. Jahrhundert der Neuzeit, waren für die Sicherheit und Kontrolle der Grenzgebiete nicht mehr optimal. Man brauchte die großen und für den Staat teuren Legionslager nicht mehr, denn man wollte das östliche Germanien nicht mehr erobern sondern den bestehenden Limes als Grenze sichern.
Trotz eines friedenähnlichen Zustandes gab es immer wieder kleine Scharmützel von den Germanenstämmen im Grenzbereich des römischen Schutzgebiets. Um dem entgegenzutreten wurden in kurzen Abständen am Limes kleinere Kastelle errichtet. Von den Wachtürmen alarmiert, konnten die in grenznähe stationierten kleineren Reitereinheiten schnell reagieren und die Eingedrungenen abfangen bzw. zurück drängen.
Die neue Strategie an der Limesgrenze

2. Das Reiterkastell in der Garnison Novaesium
Als die letzte Neusser Legion VI. Legio victrix um 103/105 n. Chr. die Garnison Novaesium verließ entstand ein Vakuum in der Linie des niedergarmanischen Limes. Diese Lücke wurde während des Rückbaus der Legionsgebäude innerhalb der noch bestehenden Lagerumwehrung geschlossen, mit der Errichtung eines neuen Reiterkastells im Zentrum der freien Legionslagerfläche. Nach dem vollständigen Abzug der Legion überwachte eine 500 köpfige auxiliare Reitereinheit diesen Grenzabschnitt in der Limeslinie. Die Bezeichnung dieser Einheit ist nicht gesichert. Es könnte sich um einen reinen Kavallerieverband eine Ala Afrorum veterna gehandelt haben. Den Bestand des Kastells ist nicht gesichert. Es könnte um 256/257 aber spätestens um 275/ 276 n. Chr. angesichts der fränkischen Offensive, von den röm. Besatzern aufgegeben worden sein.

Lage der drei neuen Einrichtungen

Außerhalb des Kastells gab es eine römische Badeeinrichtung und ein Magazin
3. Das Reiterkastell - 103/105 bis 276 n. Chr.
Das Neusser Reiterkastell hatte eine fast quadratische Fläche mit Seitenlängen von 178 und 165 Meter. Es wurden nur die Reste der Lagergräben und die Fundamente der Lagerumwehrung mit ihren vier Toranlagen entdeckt. Die Fundamente deuten auf eine doppelwandige Steinmauer von 0,9 Meter Mächtigkeit die auf der Innenseite durch Strebepfeiler verstärkt war. Diese Pfeiler dienten wahrscheinlich auch als Auflage für einen hölzernen Wehrgang. Im Inneren des Lagers wurden keine Anzeichen fester Gebäude bisher entdeckt. Außerhalb der Lagerumwehrung wurden die Reste von zwei unterschiedlichen Thermen und eines großen Magazins entdeckt. Diese beiden Anlagen gehörten zum Komplex der stationierten Einheit und wurden von den letzten stationierten Legionären der VI. Legio victrix noch vor ihrem Abzug errichtet.