Text und Grafk: H. Birkenheuer

4. 3 Die Lagereingänge

Die Sicherung der Lagereingänge war der wichtigste Bestandteil eines römischen Lagers. Bisher wurde beim Feldlager - 1 - nur eine Unterbrechung im umschließenden Grabensystem entdeckt. Was jedoch nicht bedeutet, dass keine weiteren Eingänge vorhanden waren.

Abb. 7 - Die Lagergrabenunterbrechung im Torbereich des Lagers - 1 -


Ein zweiter Eingang könnte mit größter Wahrscheinlichkeit an der Rheinseite gewesen sein. Hier gab es eine natürliche Ausbuchtung am vorbei fließenden Rheinstroms, die sich hervorragend für eine hafenähnliche Nutzung eignete. Aus logistischen Gründen müsste aber noch ein dritter Lagereingang an der nord-westlichen Seite bestanden haben. Dieser Lagerbereich wurde von einer 1.100 Meter langen Lagerumwehrung umschlossen. Die in diesem Bereich stationierten Truppen mussten eine Möglichkeit haben, auf kürzestem Wege außerhalb der Lagerumwehrung zu gelangen.

Abb. 8 - Die 3 möglichen Lagereingänge

im Feldlager Novaesium



Die gefundenen Unterbrechungen an den beiden Lagergräben sind als ein möglicher Lagereingang zu deuten. Es wurden in diesem Bereich bisher keinerlei Anzeichen für eine Toranlage entdeckt. Dies lässt die Vermutung zu, dass hier eine einfache Eingangssicherung bestand. Aus römischen Überlieferungen und aus den gefundenen Resten diverser römischer Feldlager sind zwei unterschiedliche mit einem Erdwallgeschützte Lagereingänge als TITULUM oder CLAVICULA bekannt.

Charakteristisch für einen TITULUM-Lagereingang ist ein zusätzlicher Wehrgang mit einem ausgeworfenen Spitzgraben vor dem Eingang. Für eine solche Anlage fehlen in Novaesium die wesentlichen Merkmale. ( Abb. 7 )
Vieles spricht für einen CLAVICULA-Lagereingang. ( Abb. 8 und 10 ). Solche Feldlagereingänge wurden bisher nur ab der Regierungszeit des Kaiser Vespasianus ( 69 bis 79 n. Chr. ) nachgewiesen. Dies ist aber nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass solche Lagereingänge nicht schon früher gebaut wurden, so wie z.B. in Kneblinghausen oder beim Ostlager in Haltern. Eine CLAVICULA kann mit geringem Aufwand und ohne Holz kurzfristig errichtet werden.
Abb. 9 - Schema eines TITULUM-Lagereingangs *8)



Abb. 10 - Schema eines CLAVICULA-Lagereingangs *8)


Der verwundbare Lagereingang wurde bei einer Clavicula durch eine besonders ausgeführte Wallanlage geschützt. Zur Innenseite des Lagers wurde der Lagerwall als Verländerung bogenförmig um den Lagereingang geführt, um zu verhindern, dass Angreifer nicht auf dem direkten Wege ins Lager vordringen konnten, ohne wesentliche Verluste hinnehmen zu müssen.

Abb. 9 - Ein TRIBULUM - heute bekannt auch als spanische Reiter *9)

Der verbleibende offene seitliche Durchgang an der Lagerinnenseite wurde durch eine Reihe von Tribuli, hölzerne spanische Reiter, gesichert ( Abb. 9) und zusätzlich mit einer dahinter stehenden Reihe schwerbewaffneter Legionären geschützt.

Abb. *8 ) Jann Le Bohec - Die römische Armee / Abb. 25b
Abb. *9 ) Kate Gilliver - Auf dem Weg zum Imperium / Seite 93